Relevanz-Check: 4 verfahrensentscheidende Bausteine
- Standortwahl mit Begründung
Warum genau dort? Zeige nachvollziehbar, welche Standortvarianten geprüft wurden und weshalb die Wahl tragbar ist (Raumordnung, Betroffenheiten, Konfliktpotenziale). Dokumentiere Kriterien, Abwägung und Entscheid. - Risikoanalyse zu Konfliktthemen
Schutzgebiete (z. B. Gewässerschutz), NIS-Grenzwerte, Lärm/Licht, Nutzungen im Umfeld (Siedlung, Landwirtschaft, Erholung, Natur). Risiken benennen, Eintrittswahrscheinlichkeit und Ausmass einschätzen, Minderungsmassnahmen skizzieren. - Umweltdokumentation
Kurz, klar, verfahrensrelevant: Umweltnotiz statt Roman. Wirkung und Abfederung übersichtlich darstellen, so dass Fachstellen den Fall in wenigen Minuten einordnen können.
- Interessenabwägung
Lege strukturiert offen, wer welche Rechts- und Sachinteressen hat (z. B. Eigentümer, Nachbarschaft, Landwirtschaft, Natur-/Landschaftsschutz, Erholung, Verkehr, Versorgungssicherheit) und wie sich das Vorhaben darauf auswirkt; begründe, warum negative Effekte vernachlässigbar, reduzierbar oder im überwiegenden öffentlichen Interesse hinzunehmen sind. So ist die Entscheidungsgrundlage transparent, und potenzielle Einsprachen verlieren Substanz.
Drei häufige Irrtümer und wie wir sie ausräumen
Irrtum 1: «Je detaillierter die Eingabe, desto besser.»
Fakt: In Phase 21–32 in einem Bauprojekt gemäss SIA-Norm 112 zählt die verfahrensrelevante Übersicht, nicht das Ausführungsdetail. Zu früh detaillierte Eingaben reduzieren Variantenfähigkeit und erzeugen Rückfragen und Projektanpassungen.
Was stattdessen tun: Variantenbegründung, Konfliktanalyse und Umweltnotiz priorisieren; Ausführungspläne erst nach verfahrensfester Einordnung vertiefen.
Irrtum 2: «Wenn das Projekt die Gesetze einhält, klappt es schon.»
Fakt: Entscheidend ist nicht nur der Stand der Technik, sondern die rechtliche und räumliche Einordnung gemäss Raumplanungs-, Natur- und Heimatschutz- sowie Umweltschutzrecht, klar und strukturiert aufbereitet für die zuständigen Fachstellen.
Was stattdessen tun: Standortwahl, Betroffenheiten, Massnahmen und Restwirkungen nachvollziehbar dokumentieren und die Interessenabwägung transparent darlegen.
Irrtum 3: «Die Behörde sagt uns schon, was sie braucht.»
Fakt: Behörden arbeiten nicht einheitlich. Kantonale Fachstellen können sich vertieft mit einem Fall befassen und Lösungen mittragen; Bundesämter prüfen primär ihren spezifischen Auftrag (z. B. Schutz- oder Sicherheitsziele) und geben selten projektleitende Hinweise. In Plangenehmigungsverfahren reicht kantonale Abstimmung deshalb nicht aus. Bei kommunalen Baueingaben fehlen den Bauämtern oft die Ressourcen für vorgängige Beratung. Kurz: Die Erwartung «die Behörde sagt es uns» ist veraltet und verfahrensriskant.
Was stattdessen tun: Wende den Relevanz-Check konsequent an und lege die Interessenabwägung bei, damit die Entscheidungsgrundlage klar ist. Führe eine Koordinationsmatrix (Gemeinde/Kanton/Bund, Zuständigkeit, Tiefe, Status, nächster Schritt) und bereite das Dossier adressatengerecht auf; Kurzübersicht für Entscheider, fachliche Vertiefungen pro Thema, Beilagen sauber referenziert. Vorabklärungen erfolgen gezielt dort, wo sie Mehrwert bringen (z. B. kantonaler Gewässerschutz), während die Anforderungen der Bundesebene unabhängig davon vollständig erfüllt werden.
Was ist relevant – und was (noch) nicht?
Relevant jetzt (Phasen 21–32):
- Standortbegründung mit Variantenblick
- Risiko-/Konfliktanalyse (Schutzgebiete, NIS, Nachbarschaften)
- Umweltnotiz als übersichtliche Wirkungsdarstellung
- Strukturierte Interessenabwägung mit Massnahmenbild
- Koordinationsstand mit Fachstellen/Netzbetreibern (wo nötig)
Nicht relevant jetzt:
- Ausführungspläne und technische Details
- Details zu Material und Lieferanten (Produktspezifikationen, Hersteller-/Typenfestlegung)
- Baulogistik im Detail
So bleibt die Eingabe fokussiert auf das Verfahren, nicht auf Produktkataloge, und wird schneller entscheidungsreif.
Mini-Case: Von «nicht bewilligungsfähig» zu «bewilligt» ohne Technikwechsel
Ein Energieprojekt wurde in der Vorprüfung als nicht bewilligungsfähig eingestuft. Nach Rückkehr in die Phasen 21-32 wurden Standortwahl mit Varianten, Konfliktrisiken (inkl. Gewässerschutz und NIS), eine kompakte Umweltnotiz sowie die Interessenabwägung strukturiert nachgeliefert. Die technische Lösung blieb unverändert. Ergebnis: kurzes Verfahren, keine Nachforderungen der zuständigen Behörden, keine Einsprachen. Unterschied war allein die Qualität der verfahrensrelevanten Unterlagen.
Checkliste «Relevanz-Quickcheck» (5 Fragen)
- Ist die Standortwahl nachvollziehbar dokumentiert, inklusive verworfenen Varianten?
- Variantenqualität: Sind die geprüften Varianten solche, die ernsthaft in Betracht zu ziehen sind (technisch, betrieblich und umweltrechtlich machbar) und ist die Bewertung transparent?
- Sind Schutzgebiete, NIS und Umfeldnutzungen konfliktbezogen bewertet?
- Liegt eine kurze, verfahrensrelevante Umweltnotiz vor (nicht 40 Seiten)?
- Ist die Interessenabwägung klar, inkl. Massnahmenbild?
Hinweise zur Anwendung:
- Ausserhalb der Bauzone müssen alle 5zeige Fragen mit «ja» beantwortet sein.
- Antwortmöglichkeiten: «nicht relevant» oder «ja» (keine Teilnoten).
Warum das alles Tempo bringt
Wer Relevantes bereitstellt, spart Rückfragen, Schleifen und Einsprachenrisiken. Das schafft Prozesssicherheit, hält Projekte steuerbar und entlastet das Team.
Fazit: Das Tempo im Genehmigungsverfahren bestimmen wir selbst, mit proaktivem Handeln und den entscheidenden Informationen. Wenn dein Vorhaben Tempo braucht: Ich erstelle die Interessenabwägung und mache dein Dossier verfahrensreif. Früh, kompakt, entscheidungsorientiert.